
Brüssel – Geschrieben von Elijah J. Magnier:
Übersetzt von CHH
Das zweite Jahr der russischen Invasion in der Ukraine hat mit einer anderen Welt begonnen, die sich seit dem Beginn des Krieges im Februar 2022 erheblich verändert hat. Die Kontinente sind untereinander gespalten, die Allianzen haben sich merklich verändert, der Westen ist isolierter und weniger dominant, und Russland gewinnt den Kampf im eigenen Land und in der Ukraine, trotz seiner Verluste. Es war eine ausgesprochen arrogante und verfehlte Idee der USA zu glauben, sie könnten Russland besiegen, ungeachtet der wirtschaftlichen Folgen für die Welt, als Moskau eine Sicherheitsgarantie forderte, bevor es seine Truppen in die Ukraine schickte. Die Welt ist Zeuge der Geburt eines multipolaren Systems, nachdem die USA aufgetaucht sind, um Russland mit Hilfe der NATO zu bekämpfen, die Moskau viele Jahre lang genau beobachtet hatte.
Drei Jahrzehnte lang vertraute Russland darauf, dass der Westen es in seinen Kreis aufnehmen würde, nur um vor kurzem festzustellen, dass die hasserfüllten USA den Kreml unterwerfen oder zähmen und gleichzeitig weit weg an der Peripherie halten wollten. Russland hat wiederholt darum gebeten, der NATO beizutreten, aber sein Antrag wurde abgelehnt, um zu vermeiden, dass zwei Supermächte in derselben Organisation vertreten sind, und um zu verhindern, dass Moskau ein Veto gegen den Beitrittswillen eines neuen Mitglieds einlegen kann, wie es die NATO-Verfassung vorsieht.
Washington hat aktiv mehrere Staatsoberhäupter gestürzt, viele Länder besetzt und verarmt, indem es ihre Länder zerstörte, ganze Bevölkerungen sanktionierte, Dutzende von Millionen Menschen und Familien vertrieben hat sowie weitere Millionen tötete und verletzte. Russland baute ein Imperium in Osteuropa auf, die USA hingegen errichteten über 750 Militärstützpunkte in 80 Ländern. Die USA und die NATO-Staaten, die nicht zur Rechenschaft gezogen werden können, mischen sich aufgrund der absoluten Vormachtstellung des US-Imperiums seit dem Zweiten Weltkrieg, die nach der Perestroika im Jahr 1991 noch verstärkt wurde, illegal in die Angelegenheiten anderer Länder ein.
Mit der Rückkehr Russlands auf die internationale Bühne aus dem syrischen Fenster im Jahr 2015 spürten die USA die Hitze und den Beginn der Herausforderung gegenüber ihrer Hegemonie. Die NATO-Erweiterung war die große Hoffnung – und das Instrument – der USA, um in ihrer künftigen Konfrontation mit dem mächtigen, nicht mehr kommunistischen Kreml mehr Partner hinter sich zu scharen. Für das Überleben der USA als Supermacht war es notwendig, Russland auf dem Schlachtfeld durch einen Stellvertreterstaat zu konfrontieren, um einen dritten Weltkrieg zu vermeiden. Die USA feilschten um die Ukraine und zogen Russland in ihre Arena. Doch Washington musste feststellen, dass fast 75 Prozent der Bevölkerung ihr Vorhaben verworfen hatten und nicht bereit waren, ihren Krieg zu unterstützen und “Amerika zuerst” über ihre eigenen Interessen stellten.
Anstelle der Dominanz und des Unilateralismus der USA schließen sich viele Länder wie Indien, Brasilien, Südafrika und China Russland an und sprechen sich gegen Washington aus, ohne dass sie sich zwangsläufig offen feindselig zeigen. Sechzehn Prozent der Weltbevölkerung stehen auf der Seite der USA gegen Russland. Viele dieser Länder befürchten, von Washington sanktioniert zu werden. Das bedeutet nicht, dass der Rest der Welt auf der Seite Russlands steht, sondern dass er die ungerechte Vorherrschaft der USA, die Verletzung des Völkerrechts und die zerstörerischen Kriege nicht mehr länger hinnehmen will. Die Länder, die für eine multipolare Welt eintreten, bieten hingegen ein neues Modell der Zusammenarbeit an, welches auf den zahlreichen Lehren aus den US-Kriegen aufbaut.
Was hat dieser Krieg gebracht? Welche Lehren lassen sich nach einem Jahr erbitterter Kämpfe ziehen?
Viele Menschen auf der ganzen Welt glauben nicht mehr an das US-Narrativ des Exports von “Demokratie”, “Menschenrechten” oder “Freiheit”, Werte, die zum Sturz mehrerer Nationen und zur Absetzung gewählter Führer benutzt wurden, und schenken ihm keine Beachtung mehr. Bei dem einjährigen Krieg geht es nicht um die Expansion Russlands oder einen Strategiewechsel, um wieder ein Imperium zu werden. Es geht um genau das, was der ukrainische Präsident Volodymyr Zelensky sagte, als ihm erklärt wurde, dass die Amerikaner der Meinung seien, sie würden der Ukraine zu viel geben: “Wenn sie ihre Meinung nicht ändern, wenn sie die Ukraine nicht unterstützen, werden sie die NATO verlieren und ihre Führungsrolle in der Welt verlieren. Tatsächlich geht es darum, die Nordatlantikvertrags-Organisation wiederzubeleben, die ein totes Gehirn war, wie der französische Präsident Emmanuel Macron beschrieb und Präsident Joe Biden bestätigte, als er der Welt erklärte, warum er Russland in der Ukraine bekämpft. “Es geht nicht um die Ukraine. Es geht um die NATO. Es geht um Osteuropa”, erklärte der US-Präsident. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte: “Der Krieg in der Ukraine hat nicht letzten Februar begonnen. Er begann 2014”, und bezog sich damit auf den Maidan-Putsch gegen den gewählten ukrainischen Präsidenten.
Die von den USA angeführte NATO und die Ukraine glaubten, es sei möglich, Russland zu besiegen, seine Wirtschaft mit Tausenden von Sanktionen lahmzulegen und Präsident Wladimir Putin nach nur wenigen Monaten der Kämpfe zu entmachten. Diese überzogenen und unrealistischen Ziele der USA, die den europäischen Verbündeten präsentiert wurden, um sie davon zu überzeugen, die Ukraine stärker zu unterstützen, haben sich als Illusion erwiesen, wie der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán, EU-Chef und NATO-Mitglied , bestätigt. Indem sie ihre Verbündeten in den Krieg in der Ukraine (und in alle Kriege der letzten Jahrzehnte) hineinzogen, fügten die USA Europa, einem vermeintlich natürlichen Verbündeten Russlands, großen Schaden zu, insbesondere als die europäischen Staats- und Regierungschefs Sanktionen gegen Russland in die Wege leiteten. Die europäischen Staats- und Regierungschefs ignorierten absichtlich den Bumerangeffekt auf die Wirtschaft jedes einzelnen europäischen Landes.
Präsident Biden hat es geschafft, Deutschland, sein Hauptziel in diesem Krieg, von Russland zu trennen und die russisch-deutsche Nord-Stream-Pipeline zu sabotieren, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden und ohne dass Europa darauf reagiert hätte. Der Preis, ein Verbündeter der USA zu sein, ist fatal, sagte Henry Kissinger. Präsident Donald Trump hat sein Bestes getan, um Russland und Deutschland zu trennen. Er scheiterte jedoch an der deutschen Politik der Distanzierung von der US-Hegemonie unter Angela Merkel, was unter Bundeskanzler Olaf Scholz bei weitem nicht der Fall ist. Für die USA war es wichtig, Russlands wachsende Wirtschaft zu stoppen und Hunderte von Milliarden Euro aus dem Verkauf von billigem Gas an den europäischen Kontinent in die russischen Kassen fließen zu sehen. Es war für die USA günstiger, jetzt zu kämpfen, als wenn die wachsenden Volkswirtschaften Russlands und Chinas unkontrollierbar würden, vor allem dann, wenn das US-Defizit 31,4 Billionen Dollar erreicht. Russland und China sind zu reichen Ländern mit mächtigen Militärs geworden, die die Vorherrschaft der USA im nächsten Jahrzehnt bedrohen, wenn nicht ein Krieg die Weltwirtschaft umgestaltet.
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