
Geschrieben von – Elijah J. Magnier:
Übersetzt von CHH
Niemand manövriert in diesen Tagen so intensiv wie Israel in dem verzweifelten Versuch, ein Atomabkommen zwischen den USA und dem Iran zu verhindern, obwohl es noch lange nicht in greifbare Nähe gerückt ist. Tel Aviv sucht Unterstützung in Washington und den Hauptstädten des europäischen Kontinents in der Hoffnung, ein Nuklearabkommen zu verhindern, das jedoch in Wien wieder an Fahrt gewonnen zu haben scheint.
Das erste und deutlichste Signal kam aus Israel, als der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett sich weigerte, mit dem US-Sonderbeauftragten für die Atomfrage, Robert Malley, zusammenzutreffen. Bennett glaubt nicht, dass Malley der Hauptgrund für das Drängen der US-Regierung auf das Abkommen mit dem Iran ist. Vielmehr ist er der Ansicht, dass Präsident Joe Biden Malley in sein Amt berufen hat, weil er nach Ansicht des US-Präsidenten am besten geeignet ist, ein Atomabkommen mit dem Iran zu erreichen.
Die Unzufriedenheit des israelischen Premierministers richtet sich also gegen die US-Regierung, die die Verhandlungen in die Richtung treibt, die Israel befürchtet: ein Abkommen mit dem Iran zu schließen. Malley hatte Israel, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und Bahrain besucht, um die Position der USA zur Wiederbelebung der Verhandlungen mit dem Iran durch indirekte amerikanisch-iranische Gespräche in Wien zu erläutern, bei denen es um das komplexe Nukleardossier geht.
Im Gegensatz dazu besuchte der israelische Außenminister Yair Lapid London und Paris, um diese Länder für die israelische Position zu gewinnen. Alles, was er bekam, war eine unterstützende, leere Erklärung im englischen Stil, dass Downing Street “Tag und Nacht arbeiten würde, um den Iran am Bau einer Atombombe zu hindern – die der Iran nicht bauen will.
Die Welt ist überzeugt, dass all die illegalen Sabotageakte am iranischen Atomreaktor, die verdeckten israelischen Operationen zur Störung des Atomprogramms und die Ermordung mehrerer iranischer Wissenschaftler den Iran nicht daran gehindert haben, ein sehr fortgeschrittenes nukleares Niveau zu erreichen. Im Gegenteil, trotz dieser Operationen hatte der Iran ein nie zuvor erreichtes Niveau erreicht. Daher konnte er der Welt nicht die Ruhe bieten, die das Abkommen von 2015 versprochen hatte, das aufgrund der mangelnden Einhaltung des unterzeichneten JCPOA durch die USA und die EU gebrochen wurde.
Der israelische Generalmajor Isaac ben Israel sagte, er habe “kurz nach seinem Amtsantritt ein Gespräch mit (Premierminister Naftali) Bennet geführt” und ihm geraten, wie er “seinem Vorgänger geraten hatte, Israels Widerstand gegen die amerikanische Rückkehr zum JCPOA zu beenden”.
“Netanjahus Versuch, die Trump-Regierung zum Ausstieg aus dem Atomabkommen zu bewegen, hat sich als der größte strategische Fehler in der Geschichte Israels erwiesen”, meint der Generalmajor. Der israelische Offizier kann auf eine lange Erfahrung im Bereich der nationalen Sicherheit zurückblicken: Er war früher Chef des Nachrichtendienstes der Luftwaffe, Kommandeur der israelischen Agentur für fortgeschrittene Forschungsprojekte im Verteidigungsbereich und Berater von Netanjahu.
Teheran hat sich über die israelischen Angriffe und die maximalen Sanktionen der USA lustig gemacht und Präsident Donald Trump monatelang am Telefon auf einen Anruf aus dem Iran warten lassen und zugesehen, wie er das Weiße Haus verlassen hat, ohne mit ihm zu sprechen.
Als Biden sein Amt antrat, dachte er, er hätte genug Zeit, um zu den Atomverhandlungen zurückzukehren, und verschob die Erwähnung der Atomgespräche um einige Monate. Der Iran zwang ihn mit der Ankunft von Präsident Ibrahim Raisi zur Eile, indem er seine Urananreicherung erhöhte. Danach beschloss der Iran, den Verhandlungstermin um fünf Monate zu verschieben, bevor er sich bereit erklärte, an den Wiener Treffen teilzunehmen, indem er das Datum des ersten Treffens und das Fehlen der US-Flagge im Verhandlungssaal vorschrieb.
Das iranische Verhalten ist höchstwahrscheinlich ein Schlag gegen Israel, das Washington zu einer militärischen Konfrontation mit dem Iran drängen wollte, weil Tel Aviv nicht allein gelassen werden kann, um alle iranischen Atomanlagen zu zerstören. Wenn Israel den Iran angreift, werde zweifellos einige Opfer zu beklagen sein und einige Anlagen beschädigt werden. Es wird jedoch weit davon entfernt sein, das gesamte Atomprogramm zu zerstören. Tel Aviv weiß sehr wohl, dass die iranischen Raketenfähigkeiten – ganz zu schweigen von den Fähigkeiten seiner Verbündeten – eine hervorragende Möglichkeit bieten, der israelischen Infrastruktur massiven Schaden zuzufügen. Deshalb versucht Israel, viele Länder, die scheinbar keine Lust auf einen Krieg haben, in ein zögerliches Bündnis zu ziehen. Sie haben keine Lust, ohne Deckung durch die Vereinten Nationen und ohne Garantie für den Ausgang in eine Schlacht mit dem Iran zu ziehen.
Die USA wissen, dass Iran nicht schwach ist. Alle Cyberangriffe und Attentate auf iranische Wissenschaftler und Angriffe auf iranische Schiffe haben den Iran näher denn je an die 90%ige Anreicherung von Uran gebracht.
Darüber hinaus befindet sich der Iran durch seinen starken Verbündeten im Libanon, die Hisbollah, in einer “Null-Distanz” zu Israel. Daher wird jeder Krieg mit dem Iran und seinen Partnern Israel und den anderen Zielländern der USA und des Nahen Ostens, die US-Militärbasen beherbergen und sich in Reichweite iranischer Präzisionsraketen und Selbstmorddrohnen befinden, einen schmerzhaften Schlag versetzen.
Israel hat alles in seiner Macht Stehende versucht, um ein Atomabkommen zu verhindern, das noch lange nicht in trockenen Tüchern ist. Alle Versuche sind jedoch gescheitert und haben dazu geführt, dass die Welt mit ansehen musste, wie der Iran dem Besitz einer militärischen Atommacht sehr nahe kam. Israel hat keine andere Wahl, als sich in seine Ecke zurückzuziehen und seine Wunden zu lecken. Israel muss akzeptieren, dass es die Tatsachen nicht mehr ändern kann. Der Iran hat bereits eine Runde zu seinen Gunsten gewonnen, indem er die Wiener Verhandlungen initiierte und seinen Rhythmus und seine Bedingungen durchsetzte. Nichtsdestotrotz wird es nicht so bald zu einer endgültigen Einigung kommen.
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